Mein Leben ( 10 ) 1969/70
Eigentlich sollte es doch
ein ganz normales Jahr werden, mein Bruder arbeitete als Hilfsarbeiter bei
einem Ofensetzer, meine Eltern gingen ihrer Arbeit nach und ich wie gewohnt zur
Schule und nebenbei zum Konfirmationsunterricht, da ich im Frühjahr 1970
eingesegnet werden sollte.
Bis zur Jahresmitte verlief das Jahr auch für uns
alle ohne Probleme, als dann mein Vater im August krank wurde und unser
Hausarzt meinen Vater ins Virchow Krankenhaus mit der Diagnose „feuchte
Rippenfellentzündung“ einwies. Leider steckte viel mehr dahinter, mein Vater
kam ins Haus D des Virchow-Krankenhaus, was auch ( zumindest später ) als
Strahlenhaus bekannt war und ist.
Zu dieser Zeit stand auch eine Klassenreise
an, doch meine Mutter meinte, ich solle lieber da bleiben, entweder wusste sie
mehr oder hatte irgendwelche Ahnung, was da auf uns zukommen würde.
Nachdem mein Vater zwei
Wochen im Virchow-Krankenhaus war, verlegte man ihn in die Lungenklinik
Heckeshorn, in der er eine Woche verbrachte und dann wieder in das
Virchow-Krankenhaus zurück kam.
Ich besuchte eine Nachbarklasse, da meine
Klasse ja nun auf Klassenfahrt war.
Am Sonntag, den 21. September 1969 waren
wir ( meine Mutter, mein Bruder und ich ) wieder auf Krankenbesuch bei meinem
Vater. An diesem Tag lag er unter einem Sauerstoffzelt, konnte aber ein wenig mit
uns reden.
Wir waren nach diesen Krankenhausbesuch so ca. gegen 19 Uhr wieder
zu Hause und wir waren kaum in der Wohnung als das Telefon klingelte. Es war
das Krankenhaus, mein Vater sei soeben verstorben und wir fuhren sofort wieder
ins Krankenhaus. Als wir ankamen lag mein Vater mit zusammengefalteten Händen
im Bett.
Nun sah ich auch den Sinn, warum ich nicht mit auf Klassenfahrt sollte
und das war nun ca. 5 Wochen vor meinem 15. Geburtstag.
Die Trauerfeier fand im
Krematorium Wedding statt und es kamen viele Menschen, Kollegen meines Vaters, mein
Lehrer und die gesamte Klasse, Familie, Verwandte, Bekannte, Nachbarn.
Am Ende
beim Händeschütteln bin ich beinahe zusammen gebrochen.
Ein schlimmes Ereignis,
aber das Leben muss ja weitergehen. Es war für uns alle schwer.
In meinem Halbjahreszeugnis
dann am 23. Oktober 1969 stand unter
Sozialverhalten : Uwe ist ein ruhiger
Schüler mit sehr gutem Betragen.
Und unter Arbeitsverhalten stand : Seine
Arbeiten werden meist sehr sorgfältig angefertigt. Am Unterricht ist er
interessiert, lässt sich aber häufig leicht ablenken.
Nun folgten Geburtstage (
25.10. meine Mutter, 28.10. ich und am 21.11. mein Bruder ), diese verliefen
natürlich völlig anders als in den Vorjahren.
Im November bekam ich
einen schwarzen Pudel-Welpen ohne Papiere, ich nannte ihn Teddy, der erste Hund
bei uns. Dann folgte ein trauriges Weihnachten, es fehlte eben eine wichtige
Person, mein Vater.
In das Versetzungszeugnis zur
10- Klasse schrieb mir mein Lehrer unter Sozialverhalten : Uwe ist ein
unauffälliger, manchmal verträumter Schüler mit sehr gutem Betragen. Und unter
Arbeitsverhalten schrieb er : Er arbeitet sehr wenig im Unterricht mit. Bei
stärkerer Aktivität könnt er seine Leistungen in vielen Fächern sicherlich
verbessern. Und diesmal stand auch etwas unter Bemerkungen : Uwe erschien
häufig unpünktlich zum Unterricht.
Dann kam meine
Konfirmation in der Versöhnungsgemeinde, die natürlich unter dem Zeichen der Trauer aber auch finanziellen
Mangel stand. Meine Patentante schenkte
mir das Outfit, einen Anzug, einen
hellen dünnen Mantel und meine ersten Lederhandschuhe.
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