Mein Leben ( 12 ) 1972 - Ein Jahr mit großem Verlust

Eigentlich war ich schon immer der Aussenseiter, nicht nur im Beruf, auch privat. Das Jahr begann relativ normal, doch was ich nicht mit bekam, wie kompliziert das Leben zu Hause war. Ich weis nicht genau was zwischen diesem Wolfgang und meiner Mutter geschah, jedoch bekam ich mit, das
die vielen Kneipenbesuche und der damit verbundene Alkohol meiner Mutter nicht gut tat. Das es dabei auch zu eifersüchteleien ( vermutlich im Kneipenmilieu ) kam bekam ich ja durch meine Kasanierung nicht mit.

Am 9. Februar 1972, es war ein Mittwoch, wurde ich leise geweckt ( leise deswegen, weil ja noch drei andere Kollegen im Zimmer schliefen ), ich sollte mich anziehen, ich müsse nach Hause kommen. Ich wurde mit einem Funkwagen nach Hause gefahren und erfuhr da vor Ort, das sich meine Mutte im Bad vor dem Gasofen das Leben genommen hat. Sie wurde in das nahe gelegene Larzarus-Krankenhaus gebracht, ich wollte sie noch sehen, jedoch wurde mir dieser Wunsch verweigert. Danach wurde ich zur Kaserne zurück gebracht, bekam dann am nächsten Tag erst einmal frei bzw. gleich mehrere Tage.



Nun wollte doch tatsächlich der besagte Wolfgang weiter bei uns wohnen bleiben und er konnte sich zusammen mit meinem Bruder ( der im übrigen inzwischen bei der Stadtreinigung beschäftigt war ) durchsetzen, zumal ich auch der einzige Minderjährige war. Jedoch stellte ich eine Bedingung, und zwar müsse er sich unserer Hausordnung ( eigentlich eher meine gerade erdachte Hausordnung ) anpassen, das bedeutete es wird hier gemeinsam gelebt, gegessen und gewohnt, wie sich das in einer Familie gehört. Ich wußte ja, das ich vermutlich ab April wieder richtig zu Hause bin. Dann kam die Trauerfeier im Krematorium Wedding und anschließend die Urnenbeisetzung auf dem Luisenfriedhof, wo auch mein Vater begraben war. Nun war ich mit 17 Jahren und 4 Monate Vollwaise, doch das Leben musste weitergehen. Also standen im März die Prüfungen zum Ende des ersten Ausbildungsjahres an und trotz der besonderen Umstände und meine wenige Lust zum Lernen, bestand ich die Prüfung und wurde zum Polizeioberwachtmeister ernannte und in die Lehrter Straße versetzt. Ab nun hieß es wieder jeden Tag zu Hause schlafen und in der Regel nur Tagesdienst von Montag bis Freitag. Es dauerte auch garnicht lange, als dieser Wolfgang mehrere Tage nicht nach Hause kam und sich auch nicht meldete. Ich setzte mich bei meinem 4 Jahre älteren Bruder durch und packte die Sachen von Wolfgang und stellte die Koffer vor die Tür. Mein Schlüssel steckte von innen als er kam, somit musste er klingeln. Ich öffnete die Tür, verlangte die Schlüssel und verabschiedete mich, von diesem Moment war das Kapitel "Wolfgang" für mich endgültig erledigt.
Meine Halbschwester Margit wurde nach dem Tod meiner Mutter mein Vormund und meinte wohl, wenn man so kaum Kontakt hat, müsste sie mich wenigstens in ihren Urlaub mitnehmen und so ging es im Sommer 1972 mit ihr und ihrem Mann nach Östereich in die Berge, wo ich auch den Entschluss fasste, nie wieder in den Bergen Urlaub zu machen.
Nach dem Sommerurlaub begann dann bei der Polizei die Führerscheinausbildung, d.h. Montag bis Freitag bei vollem Lohn 8 Stunden Theorie und Praxis und das 3 Monate. Wir waren drei Fahrschüler auf dem Lehrwagen, einen VW-Bus der Polizei und fuhren echt wie Sau, aber gut. Nun meinte unser Fahrlehrer, er könne uns drei nicht zur Prüfung zulassen, was wir nicht akzeptierten. Also fuhr dann sein Vorgesetzter einen Tag mit ihm und uns und wir fuhren an dem Tag alle drei wie "erste Sahne". Die Prüfung kam und alle haben bestanden, das war im Oktober 1972.
Im November kaufte ich dann mit einem Kollegen einen alten schwarzen Opel Rekord in Kreuzberg ( ein ehemaliges Taxi ) für 500,00 DM. Mein Kollege und ich wollten damit sogleich ein Wochenende nach Westdeutschland fahren und fragten den Vater meines Kollegen ( ein alter Kraftfahrer und Suffkopf ), wie wir denn fahren müssten, wir wollten Richtung Helmstedt, den Bruder meines Kollegen ( der dort auf Klassenfahrt war ) besuchen. Sein Vater meinte, da müsst ihr über Staaken fahren, was völliger Quatsch war, doch wir ahnungslos, 14 Tage den Führerschein, fuhren so. Jedenfalls bemerkten wir auf der Transitstrecke, das wir falsch sind, änderten so den Kurs, das wir am Ende nach einer längeren Fahrt als geplant am Kontrollpunkt Helmstedt ankamen. Die VOPOS guckten nicht schlecht. Wir erklärten Ihnen das, wir mussten so ca. eine halbe Stunde dort warten, konnten aber dann ohne Probleme weiterfahren. Auf der Rückfahrt war alles dann viel leichter und einfacher bis auf das kleine technische Problem, das trotz Gas geben, der Tacho zurück ging. Also hielten wir auf einem Parkplatz, öffneten die Motorhaube und stellten fest, das alles noch an seinem Platz war, schlossen die Motorhaube und fuhren ohne Probleme nach Berlin zurück.



Kommentare

  1. Es war bestimmt besser so, dass du deine Mutter nicht mehr gesehen hast. So bleibt sie dir lebend in Erinnerung.

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